Es ist ein glücklicher Einfall, die Freunde Michael D. Fessel und Dietrich Leyh zusammen auszustellen. Beide sind schon in Hamburg in den letzten zwei Jahren gezeigt worden.
Leyh ist ein vorzüglicher Techniker. Seine Radierungen verraten Prägnanz in der Konturierung und reiche Variationen in der Flächenstruktur. Seine Formen beschwören einen Urzustand, „Hundert Millionen vor Christus“, bizarre Landschaftsformationen aus einer Zeit, da die Erdoberfläche noch eine dynamische Masse war. Die Blätter sind so fein nuanciert und so reich an Tonalität, daß die Linien erdrückt werden, wenn versuchsweise Farbabzüge von der gleichen Kupferplatte gemacht werden.
Fessel hat sich in seinen letzten Arbeiten stark gewandelt, was an derFreundschaft mit Leyh liegen kann Wahrend Aquarelle und Collagen von 67, die ebenfalls ausgestellt sind, malerische Qualität und Pop-Effekte implizieren, verzichtet er in seinen neuesten Bildern fast ganz auf die Farbe. Dagegen entwickelt er eine unerschöpfliche Phantasie im Erfinden winziger Elemente, aus denen sich seine Gebilde zusammensetzen. (Bis Ende Juli in der Galerie Latin, Ulmenstraße 17-19.)
HH ABENDBLATT Nr. 153 vom 04.07.1968