Mappenwerke von Bruni, Almut Heise, Richter, Kitaj und Wewerka sind in der Galerie von Loeper ausgestellt. Die meisten dieser qualitätsvollen Grafik-Zyklen waren schon vorher in Hamburg zu sehen. Trotzdem ist es interessant, die verschiedenen Techniken und Auffassungen miteinander konfrontiert zu sehen. Neu sind Kitajs sensibel gestaltete Abbildungen von bibliophilen Buchrükken im Siebdruckverfahren und Richters „Heliogravüren“ : auf Radierplatten übertragene Fotos, die wie AquareWe aus früheren Jahrhunderten wirken. (Doormannsweg 22, bis 16. März, geöffnet dienstags bis freitags von 15 – 19, sonnabends von 11 – 16 Uhr.)
Grafik, besonders preisgünstig, von bekannten und unbekannten Künstlern präsentiert die „Schnecke“. In einer Sonderschau zeigt Dietrich Leyh Radierungen, deren feines Liniennetz sich zum Himmelspanorama oder zu einer weiten Schalterhalle verdichtet. Bei den Blättern von Michael Fessel entsteht aus orientalischer Ornamentik ein surrealer Paradiesgarten. Eberhard Oertel läßt auf seinen Ölbildern metallisch glänzende Science-fiction-Motive entstehen. (Im Turm auf der Moorweide, bis 14. März, geöffnet dienstags bis sonntags von 15 – 24 Uhr).
Witzig und dekorativ sind im Hamburgischen Anwaltsverein Dieter Wiens Kompositionen aus Textilien und weiblichen Akten. Auf seinen Gemälden und Grafiken überlappen wechselnde Stoffdekors in Form von Schnittmusterbogen die helltonigen Frauenkörper. (Ziviljustizgebäude, Sievekingplatz 1, bis 10. März, geöffnet montags bis freitags von 10 – 17 Uhr.)
In der Galerie für zeitgenössische Kunst nimmt G. M. Siewert mit surrealen Mitteln gesellschaftliche Mißstände der Gegenwart aufs Korn. Er setzt sie oft in Beziehung zu Mythologie, Geschichte oder Literatur. Das Orakel von Polis ist eine Dezimalwaage in Gestalt einer kopflosen Dame. Die heutige Schicksalsfrage lautet: Wieviel Pfunde?
Die daneben gezeigten „Meditationstafeln“ von Sigi Simon bestehen aus kubistischen Formen und phallischen Symbolen, die so abstoßend sind, daß dem Betrachter mit Sicherheit alle fleischlichen Gelüste vergehen. (Bornstr. Nr. 10, bis 11. März geöffnet montags bis freitags von 15.30 – 19.30 Uhr.)
mö Hamburger Abendblatt, / Nr. 51 vom 01.03.1973